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"Die richtige Sub" ...zum Beitrag von Seilchen

geschrieben von nachtschatten  am 12.11.2011 um 15:32:00
Hallo,


Ich wollte hier nur mal einwerfen, dass ich den Beitrag von Seilchen (die richtige Sub) sehr wichtig finde!

Dazu auch noch ein paar ganz persönliche Gedanken von mir:


Ich finde, dass die immer mal wieder auftretende Frage nach „richtige/r Sub“, „echtem SM“ einer „wirklichen Sklavin“ etc.. auch etwas von der „Konsumenten-Haltung“ zeigt, mit der viele in so eine Beziehung gehen (oder gerne gehen würden)

Während BDSMler einmal dafür gekämpft haben, dass ihre Sexualität als eine einfühlsame, facettenreiche und durchaus beziehungstaugliche Variante der Lust anerkannt wird, verliert mit diesem „Echtheits-Wahn“ genau jener Aspekt an seiner eigentlichen Tiefe.

Mit „Konsumenten-Haltung“ meine ich eine Mentalität, die sich in vielen Aspekten unseres Lebens einschleicht. Immer mehr Menschen leben ihr Leben nach dem Prinzip, wie kann ich mich am besten durschschlängeln, um am besten auf meine Kosten zu kommen. Und genau jenen Eindruck bekomme ich auch oft in Beziehungen:

Seitdem SM eine gewisse Anerkennung in der Öffentlichkeit gefunden hat, habe ich das Gefühl, dass viele eher im folgenden beispielsweisen Sinne denken: „ Was ich brauche ist eine Partnerin, die besonders devot ist, dann kann ich besonders viel von meiner Dominanz mit ihr ausleben...“

Im Grunde läuft das alles irgendwie darauf hinaus, dass es sich für mich wie eine Art Zweckgemeinschaft anhört. Man hat Lust, SM auszuleben – alles was man nun noch braucht, ist eine Frau/ein Mann, die/der möglichst genau auf das steht. Die Sehnsucht und Neigung z.B. der Partnerin wird dabei überhaupt nicht mehr reflektiert, sondern ist in erster Linie praktisch: „Wenn es ihr gefällt, muss ich mir keine Gedanken mehr machen und kann endlich an mich denken“

Diese Haltung erklärt für mich auch zunehmend, warum sich so wenige BDSMler für meine Gedanken zu sozialen und psychologischen Ursachen dieser Neigungen interessieren. Es ist einfach leichter zu sagen „Du hast Masochisten-Gene, ich habe Sadisten-Gene“ ... fertig. Es ist ja überhaupt eine Tendenz beim Thema Partnersuche ganz allgemein, dass jeder meint, er müsse nur den richtigen Menschen finden, der perfekt zu ihm passt, und damit würde dann alles von selbst laufen. Dabei kommt es bei dieser Art von Partnersuche irgendwie auch zu einer seltsamen Form der Zweckoptimierung. „Der passendste Partner, die meisten Gemeinsamkeiten“. So ähnlich empfinde ich das dann auch, wenn ich von manchen SM- bzw. Ds-Beziehungen höre.

„Konsumenten-Haltung“ damit meine ich also, dass man einen grossen Markt an potenziellen Partnern sieht, die alle irgendwelche Eigenschaften haben: „echte/r Sub“, „Masochist/in“, „nur Kuschelsexliebhaber/in“, „richtige Sklavin“...usw. Man glaubt, die Beziehung beginnt und endet damit, den Menschen zu finden, mit dem man ausreichend kompatibel ist, um sich genug ausleben zu können.

Ich möchte noch einmal betonen, dass es hier um etwas völlig anderes und ohnehin um viel mehr geht. Mit einem Menschen eine Partnerschaft zu leben ist eine extrem dynamische Angelegenheit. Zumindest sollte sie es sein, wenn beide Partner für sich und die Beziehung wachsen sollen. Ich wage hier, jedem zu garantieren, dass er keine dauerhafte Partnerschaft führen wird, ohne dass es irgendwann zu Komplikationen zwischen den Wünschen und Sehnsüchten beider kommt. Wenn es soweit ist, wird jeder irgendwann auch mit sich selbst in Konflikt geraten und sich Fragen stellen müssen. Das bedeutet den Anfang von persönlichem Wachstum. Ausser man sucht sich die nächste, noch „perfektere Sklavin“. (Und bleibt damit in seiner „Konsumenten-Haltung“)

Aber die Genugtuung, sich von einem Menschen holen zu können, was man braucht, weil er oder sie zufällig die kompatiblen Neigungen hat, ist aus meiner Sicht nicht zu vergleichen mit den Erfahrungen, die man macht mit einem Menschen, der sich jenseits von aller Definition aus Liebe und Gemeinsamkeit zum Partner hingiebt (damit meine ich nicht zwangsläufig monogame Beziehungen!)

Aber dieses Gefühl muss man sich erarbeiten! Und das ist der wesentliche Unterschied zur „Konsumenten-Haltung“. Zu diesem Gefühl gehört eine Selbstauseinandersetzung, die auf Dauer Grenzen verschiebt und Koordinaten neu setzt; die einen Partner nicht betonieren will, dort wo man ihn braucht, sondern auch ihm das gibt, was er braucht, um sich selbst zu entdecken und zu erfragen. BDSM kann auf einem solchen Weg eine interessante Rolle und ein Mittel zur Selbsterfahrung sein. Aber wer sich einfach nur wünscht, daheim am besten eine Sklavin zu haben, und sich dann denkt, das sei doch BDSM und das sei ja jetzt akzeptiert, der hat nach meiner Ansicht gar nichts begriffen.(Unsichere, devote Frauen, denen man so etwas einreden kann, gibt es genug)

Dass BDSM in der Öffentlichkeit Anerkennung gefunden hat, sollte deshalb keineswegs so missverstanden werden, dass wir uns jetzt über keinerlei Neigung mehr Gedanken machen müssen, und am Ende alles auf den/die Partner/in schieben, der/die noch nicht begriffen hat, dass man das jetzt „machen und wollen darf“.

Wenn eines Tages die interessanten Gespräche über die paradoxen Gefühle, die man hat, weil man einerseits unterworfen und doch frei sein will, aufhören – wenn sattdessen dann nur noch darüber geredet wird, was die „richtige Sub“ nun darf oder nicht – dann sind alle wertvollen Aspekte die die Anerkennung von BDSM mit sich brachte verloren.


Grüsse

nachtschatten

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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 12.11.2011 15:32
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