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Re: Ehe hing am seidenen Faden - Eure Meinung

geschrieben von Bruder Dick  am 21.03.2011 um 18:16:32 - als Antwort auf: Ehe hing am seidenen Faden - Eure Meinung von Till
Hallo Till,

neben dem, was schon spazio und TomCat geschrieben haben, sehe ich bei Dir eine Kombination aus verschiedenen Aspekten, die in ihrer Kumulation die Situation für Dich so unerträglich macht, dass ihr die geschilderte Eskalationsstufe erreicht habt.

Du schreibst: „Allerdings ist mein Bedarf etwa fuenfmal so hoch wie das Angebot und das ist der Kern des Problems.“ Außerdem weist Du darauf hin, dass ihr zwei kleine Kinder habt. Dein persönlicher Stress im Job und Gesundheitsprobleme kommen hinzu. Mir kommen Deine Schilderungen so vor, als ob Du in Deinen Phantasien das Glück suchst, das Dir im Alltag versagt bleibt. Das gipfelt am Wochenende darin, dass Du „nur an das eine denken“ kannst, wie Du selbst schreibst. Das Ganze sieht mir nach einer Teufelsspirale aus, aus der versuchen musst, aus eigener Kraft auszubrechen, bevor eure Ehe zerbricht und damit die Familie zugrunde geht.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, Phantasien auszuleben, wenn man kleine Kinder hat. Du hast uns mitgeteilt, dass auch Deine Frau berufstätig ist. Kinder an sich sind schon stressig. Manchmal bin ich froh, wenn ich in meinem Büro verschwinden „darf“. Nachdem Deine Frau neben der Kinderbetreuung auch noch berufstätig ist, würde es mich nicht wundern, wenn sie schlichtweg zu müde wäre, um Deinen Wünschen zu entsprechen. Bei alledem musst Du bitte bedenken, dass sie den aktiven Part übernehmen soll; so habe ich Dich jedenfalls verstanden. Um es auf den Punkt zu bringen, forderst Du von ihr nach einer anstrengenden Woche, sich geschätzt nach 20 oder 21 Uhr sexy zurecht zu machen und Dich dann noch zu bespielen, nach Regeln, die Du mehr oder weniger ausdrücklich vorgibst. Dabei muss Deine Frau noch eine Rolle spielen, die ihr eigentlich gar nicht liegt (Zitat aus Deinem Posting: „Leider teilt sie dieselben [Vorlieben] nicht.“). Das ist in Summe verdammt viel verlangt. Wo soll denn ihre Motivation dazu herkommen? Was hat sie davon?

Noch ein Nebenaspekt zu dem unerotischen Thema Haushalt: Hilfst Du im Haushalt und mit den Kindern? Entlastung an dieser Stelle führt bei Frauen häufig zu mehr Lust. Diese Weisheit habe ich dem Klassiker „Warum Männer immer nur an Sex denken und Frauen von Liebe träumen.“ entnommen. Meine persönliche Erfahrung sagt: Das stimmt.

Bei uns übernehme ich den aktiven Part und fessle meine Partnerin, die auch keine geborene (und damit immer noch keine echte) Sub ist, sondern durch mich an die Sache herangeführt wurde. Sie hat auch erst langsam über Jahre hinweg Gefallen daran gefunden, manchmal eine Session mit zu machen. Der aus meiner Sicht entscheidende Punkt bei uns ist, dass meine Partnerin sich zwar auf ein Spiel einlassen muss, dass sie rational betrachtet eher merkwürdig findet, dass ihr in der richtigen Stimmung aber geniale Orgasmen bereitet. Sie hat also selbst etwas davon. Dazu kommt der Vorteil der passiven Rolle. Wenn wir an einem Wochenende spielen, nachdem die Kinder endlich schlafen, dann muss sie eigentlich nur etwas mit sich machen lassen, aber nicht selbst groß aktiv werden. Das ist schon viel verlangt, wenn nach einer anstrengenden Woche mit Kindern und Beruf um 22 Uhr eigentlich die Augen einfach nur zufallen wollen und der Körper nach Schlaf giert. Trotzdem spielt meine Partnerin immer wieder mit und genießt es auch. An so ein Ritual „jedes Wochenende“ ist aber nicht zu denken. Manches Mal habe ich tagsüber sehr erregende Ideen und bin abends selbst zu müde, um an die Umsetzung zu gehen. Spiele, bei denen beide Partner einfach nur müde sind, führen nach meiner Erfahrung eher zu Frust als zu Lust.

Auch wenn die berechtigten Fragen von TomCat und spazio noch nicht geklärt sind, sehe ich recht klar, dass Deine Frau im Alltag von Deinen Wünschen schlichtweg überfordert ist. Wie funktioniert es denn bei euch im Urlaub? Oder habt ihr mal die Gelegenheit, zu zweit ein erotisches Wochenende ohne Kinder in einer Gegend zu verbringen, in der euch keiner kennt? Wir haben ein solches Wochenende im vergangenen Sommer richtig genossen. Da kamen Ergebnisse raus, die ich nicht für möglich gehalten hätte (tagsüber waren wir übrigens erst einmal ganz normal wandern, ohne irgendwelche Erotikforderungen). Diese Lockerheit gibt es aber nicht im Alltag zwischen Beruf und Kindern sowie in der gewohnten Umgebung.

Das Thema Kleidung kommt auch bei uns immer wieder hoch. Meine Partnerin trägt im Regelfall Hosen - ganz einfach aus praktischen Gründen. Ich liebe Röcke an ihr. Weder auf dem Boden im Kinderzimmer noch auf dem Spielplatz oder im Garten taugen jedoch die geliebten Röcke, noch dazu enge Röcke, als Kleidung. Sind die Kinder dann endlich im Bett, taucht wieder das Problem von oben auf. Deine Frau soll sich für Dich noch hübsch zurecht machen. Es würde mich nicht wundern, wenn hier oft einfach der gute Wille auf Erschöpfung trifft. Gesteigert wird ihr Unlust dann sicher noch, wenn sie schon ahnt, dass sie es Dir ohnehin nicht recht machen kann. Im Ergebnis zieht sie den Rock dann nicht mehr an. In dieser Hinsicht verstehe ich Dich, aber eben auch Deine Frau - und das, obwohl oder vielleicht gerade, weil ich dasselbe Grundproblem habe. Nur scheint der Druck in puncto Rock bei mir deutlich geringer zu sein als bei Dir.

Einen letzten Punkt will ich noch ansprechen: Nach dem, was Du geschrieben hast, funktioniert auch eure Kommunikation nicht richtig. Eine Grundlagendiskussion über Fetisch oder Nichtfetisch, Lederrock oder nicht, etc. kann in eurer Situation für meinen Begriff nicht erfolgreich sein, wenn sie nicht ergebnisoffen geführt werden kann, weil Du sie als Vorbereitung für Deinen Orgasmus siehst. Habt ihr nicht die Gelegenheit, abseits der häuslichen Umgebung und ohne Kinder (in einem netten Restaurant o.ä.) und ohne Umsetzungszwang über eure Wünsche zu reden? Ich betone eure Wünsche. Es kann ja nicht nur um Dich gehen. Du schreibst: „Sie stoert sich gelegentlich daran, dass “spontaner Sex” nur selten moeglich ist und fuehlt sich dann zum Kleiderstaender degradiert.“ Warum ist das so? Gerade aus der geschilderten Situation mit Beruf und Kindern heraus haben wir öfter spontanen als Fesselsex. Ein Nümmerchen lässt sich auch noch mal kurz vor Mitternacht einschieben, ohne dass erst die Spielzeugkiste ausgepackt werden muss. Mit dirty talking kannst Du euch beide schon mal in Stimmung für eure nächste Session versetzen (ich drohe dann manchmal fiese Sachen an, die sie gar nicht wirklich erleben will; das wirkt oft wie ein Katalysator). Dein Kopfkino musst Du dabei nicht ausschalten.

Im Ergebnis kann ich Dir nur raten, gerade auch die Bedürfnisse Deiner Frau zu erkunden und darauf einzugehen. Wenn sie von euren Spielen nicht auch irgendwie sexuell profitiert und Du zusätzlich keine Lust auf spontanen Sex hast - ihr an dieser Stelle also etwas vorenthältst - sehe ich keine Chance, dass ihr das Problem in den Griff bekommt, solange Dein Druck so groß ist, wie Du ihn schilderst. Gehe bitte also zuerst auf Deine Frau zu und ein und versuche dann erst Deine Wünsche mit einzubauen. Sonst kann das nichts werden.

Viele Grüße

Bruder Dick

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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 22.03.2011 06:15
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