Nutzungsbedingungen geschrieben von osiris am 07.05.2023 um 06:24:06 Ein Traum der Wahrheit wurde. Heute ist wieder so ein Tag. Ich spüre so eine innere Unruhe, ein kribbeln im Nacken. Ich stehe hier auf der Plattform des Fernsehturms und schaue runter zu der Stadt. Ein leichter Flügelschlag und ich hebe ab, gleite in einem weiten Bogen über die Stadt hinab zum Bahnhof. Dort ist alles ruhig und ich fliege weiter Richtung Westen über die einzelnen Haltepunkte, um einen speziellen Menschen zu finden. Ich bin ein schwarzer Engel. Von uns gibt es bei weitem nicht so viele wie von den weisen Engeln. Daher ist euch Menschen auch unsere Anwesenheit nicht bekannt. Und doch wir sind da, wenn wir gebraucht werden. Im Gegensatz zu den weisen Engeln, die nur für das Gute und Schöne da sind, sind wir für alles da. Wir übernehmen, wenn die weisen Engel nicht mehr weiter wissen. Trotzdem werden wir von den weisen Engeln gemieden. Wir sind viel weniger, grösser, älter und haben mehr Erfahrung. Wir sind nur für Menschen da, die weisen Engel sind für alle Lebewesen da. Wenn wir kommen, gehen die weisen Engel. Wir verstehen uns, haben aber nichts miteinander zu tun. Jetzt sehe ich sie. Eine Frau, 28 Jahre alt. Sie steht an einem grösseren Bahnsteig der S-Bahn und scheint auf einen Zug zu warten. Ich lande auf dem Bahnsteig gegenüber und schaue sie an. Sie schaut zu mir herüber als ob sie mich sehen könnte. Ihre Augen sind traurig. Ihr Freund hat sie verlassen, ihr wurde der Job gekündigt und sie hat niemand, der ihr helfen kann. Die einzige Verwandte ist ihre Mutter, doch mit der versteht sie sich nicht gut. Seit ihr Vater vor zwei Jahren gestorben ist, hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihr. Eine S-Bahn fährt auf den Haltepunkt zu. Die Fahrerin hat ein wenig Verspätung, also fährt sie heute ein bisschen zügiger ein. Sie wundert sich noch, warum eine Frau am Anfang des Bahnsteigs so dicht an der Kante steht, aber es ist zu spät. Sie sieht die Frau ins Gleisbett springen, macht noch eine Gefahrenbremsung, aber es ist zu spät. Als sie zum halten kommt, sieht sie die Leute auf dem Bahnsteig nach hinten rennen. Nach langen Sekunden des Wartens meldet sie beim Fahrdienst "Eine Person im Gleis". Ich stehe immer noch auf dem Bahnsteig gegenüber und beobachte die Leute. Einige hätten besser nicht so genau hingeschaut, denn sie drehen sich um und laufen schnell weg. Sie haben ab heute ein Bild im Kopf, das sie nie wieder vergessen werden. In der Ferne höre ich Tatü, Tata. Polizei, Feuerwehr und mehrere Krankenwagen kommen fast zeitgleich hier an. Während die Polizei die Bahnsteige räumt, kümmern sich die Rettungskräfte um die Menschen, die das alle mitgekommen haben. Als einer der Feuerwehrleute den abgetrennten Kopf sieht, der an den langen Haaren mitgeschleift wurde und nun am Drehgestell hängt, dreht er sich um und läuft weg. Ihr Menschen sagt von euch, dass ihr eine Seele, einen Geist besitzt. Es ist so etwas ähnliches. Genau deshalb bin ihr hier. Dieses etwas nehme ich mit, denn der verbliebene Rest, die Hülle, wird von euch beerdigt. Die Erinnerungen der Frau werden aber noch gebraucht. Ich fliege jetzt erstmal zu ihrer Mutter. Sie wird in kürze Besuch von zwei Polizistinnen bekommen, die ihr sagen werden, dass ihre Tochter einen Unfall hatte. Danach werde ich anhand ihrer Erinnerungen und die Erinnerungen ihrer Tochter an ihre alten Freunde und Bekannten denken und sie so wieder in dessen Gedächtnis bringen. Sie werden auf einmal wieder an alte Zeiten erinnert, bis sie dann erfahren, was passiert ist. Damit ist meine Mission beendet. Der Haltepunkt ist geräumt und wieder freigegeben. Die S-Bahn fährt zurück ins Depot und wird dort durch die Waschanlage gefahren. Danach wird sie auf eventuelle Schäden untersucht, bevor sie am anderen Tag wieder auf die Strecke gehen kann. Diese Geschichte basiert auf einem echten Fall. Sie ist die Kurzfassung der Fallrelevanten Fakten und ist die vorerst letzte Geschichte. Mein Freund muss für mindestens vier Wochen in eine Klinik. Ob es danach weitere Geschichten gibt, wird sich zeigen. Mein Freund hat mit seinen Geschichten dieses Forum aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Zerstört es nicht durch Kritik und Einschränkungen. Es wäre zu schade. C'est la vie. --- Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 07.05.2023 08:24 --- Antworten zu diesem Beitrag:
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