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Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von BDSM

geschrieben von nachtschatten  am 19.02.2014 um 20:40:00 - als Antwort auf: Gesellschaftliche Wahrnehmung von BDSM von satyr
Hallo,

Sorry, mein Text ist wieder etwas länger. Aber ich habe ja dafür auch schon lange nicht mehr geschrieben ;-) Hoffe, es ist o.k. so...

Zur Frage der gesellschaftlichen Wahrnehmung von BDSM habe ich mir seit dem Posting hier viele Gedanken gemacht und nun doch beschlossen, etwas dazu zu schreiben.

Das wird wirklich ein schwieriges Thema bleiben.

Das liegt sicher auch ein wenig daran, dass der Begriff BDSM ein Hilfskonstrukt bleibt und so viele Sachen unter einen Hut fasst, dass es genaugenommen sein kann, dass zwei BDSMler aufeinander treffen und in Bezug auf ihre Vorlieben rein gar nichts miteinander zu tun haben.

Wenn man sich also in dieser Gesellschaft outet, hat ein ahnungsloses Gegenüber quasi erstmal nur die Möglichkeit, sich aus diesem riesigen Topf an Neigungen im BDSM etwas auszusuchen. Ein völlig verzerrter medial vermittelter Querschnitt wird hier das unvermeidbare erste Ergebnis sein. Zwangsläufig muss deshalb einem Outing hier oft erst eine genauere Erklärung folgen. Z.B.: dass man ja nur auf Bondage steht, aber nicht auf Hauen – oder dass man nur auf Hauen steht aber das nichts mit Lack und Leder zu tun hat usw...

Bei der Homosexualität ist das etwas anders. Wer sich als homosexuell outet, schafft hier weniger Verwirrung.

Vergleicht man aber die gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz von BDSM und Homosexualität, so stösst man aus meiner Sicht durchaus auf weitere Unterschiede, die vielleicht auch ihre Gründe haben.


Ich denke, zuerst mal muss man feststellen, dass Sadomasochisten selten in so einem Maße Opfer gesellschaftlicher Verfolgung waren, wie es Homosexuelle waren. Das liegt sicher auch an der Schwammigkeit der Kategorie Sadomasochismus – heute noch allgemeiner eben als BDSM zusammengefasst. Und zusammen mit dieser Schwammigkeit stösst man auch schon auf eine seltsame Verwurzelung des Themas in der Gesellschaft, die keine feste Abgrenzung ermöglicht: Man bedenke, dass Schläge für Frauen oder Delinquenten lange Zeit und auch heute noch in vielen Teilen der Weltgesellschaft ebenso zur akzeptierten Normalität gehören, wie eine wirtschaftliche und soziale Unterordnung und Abhängigkeit in vielen Formen. Und nahezu durchweg aus diesen mit Leid, Demütigung und Verachtung durchdrungenen Zuständen speisten sich die Fantasien des Sadomasochimus. Was war nun zuerst da?

Fragwürdig wurde das Ganze erst, sobald es sich offensichtlich um einen der Luststeigerung dienenden „sexuellen“ Akt handelte, den womöglich noch beide Partner erregend finden. Das moralisch verwerfliche sah man vor allem dort, wo sexuelles Handeln fragwürdigen Zwecken diente – z.B. dem Genuss und nicht der Fortpflanzung. Dass ausufernder Sadismus womöglich fast immer eine Komponente verdrängter Sexualität enthält war hier nicht gefragt, erschwerte aber sicher eine Eingliederung mancher Praxis in das Reich des Sexuellen.

Die Homosexualität war dagegen schnell und einfach abgrenzbar und angreifbar als eindeutig sexuell und eindeutig nicht der sexuellen Moral entsprechend.


Grundsätzlich muss man also erstmal anschauen, inwieweit sich heutige gesellschaftliche Ablehnung von BDSM-Praktiken aus einer allgemeinen Ablehnung alles „Perversen“ und „Lüsternen“ speist. Diese Art von Ablehnung wird BDSM wohl leicht in einen Topf werfen mit der Homosexualität, bestimmten Kleidungfetischen, Ausgelassenheit und Zurschaustellung, ja lebendiger und kreativer Erotik überhaupt.

Einen sinnvollen allgemeinen Gegenstandpunkt stellt hier sicher viel mehr als der organisierte Sadomasochismus die Queer-Bewegung dar, die das experimentieren mit sexuellen Spielarten und Lebensentwürfen allgemein vor eine feste Definition von sexuellen Praktiken und Vorlieben rückt. Offenheit bedeutet hier eben Offenheit für die ganze Bandbreite sexueller Verspieltheit ohne allzufeste Kategorien oder Regeln festzulegen.

Ich denke, dass der Bereich BDSM aber noch seine ganz speziellen Probleme hat, die man auch gesondert angehen muss, wenn es um die gesellschaftliche Öffentlichkeit und Wahrnehmung geht.

BDSM lebt von Fantasien. Und diese Fantasien kreisen fast ausnahmslos um Bereiche, die im realen Leben mit Angst oder Leid verbunden sind. Hilflosigkiet, Macht, Demütigung, Sklaverei, eingesperrt sein, gefesselt sein, Unterwerfung, Schläge usw. spielen eben in den Fantasien von BDSMlern eine bedeutende Rolle. Darüber, woher das kommt, wird wohl nie ganz Einigkeit herrschen.

Im Grunde stellen all diese Punkte allein schon juristisch gesehen bedenkliche Faktoren dar. Aufgehoben wird das Ganze, indem man eine grundsätzliche Einvernehmlichkeit zu einem Ethos im Bereich BDSM erhebt. Für diejenigen, die sich daran erfreuen können, sich nun so auszuleben, ist damit ein großes Problem beseitigt. Und zumindest in Europa scheint die gesellschaftliche Anerkennung und Wahrnehmung von BDSM soweit zu sein, dass ein Richter sehr wohl zumindest bemüht sein wird, zu differenzieren zwischen einer einvernehmlichen sadomasochistischen Handlung und einer willentlichen Körperverletzung.

Ich denke aber, dass die Trigger-Wirkung auf grosse Teile der Gesellschaft nicht unterschätzt werden darf.

Um nochmal die Homosexualität als Vergleich heranzuziehen. Homosexualität wird gesellschaftlich vor allem deshalb abgelehnt, weil sie ein aufgeblasenes phallisch-männliches Weltbild in Frage stellt. Dem kann man ein allgemein sinnlich-erotisches Weltbild, oder einfach ein individuell-freiheitlich orientiertes Weltbild entgegenstellen um für die Akzeptanz von Homosexualität zu werben.

Beim Sadomasochismus dagegen bewegt sich die Fantasie ebenso wie die Inszenierung nahezu durchweg in Bereichen, in denen andere Menschen durchaus reale und oft traumatisierende Erfahrungen gemacht haben. Eine Frau, die über Jahre Opfer männlicher Gewalt und Schläge war, wird vielleicht nur schwer nachvollziehen können, wie sich eine Subkultur bilden kann, in der genau das im Zentrum steht – das Zufügen von Schmerz oder Fantasien von Züchtigung, Unterwerfung und Demütigung. Umso bedeutsamer, wenn Frauen beides erlebt haben und auch trennen können. Einen solchen Fall kenne ich selbst. Das heisst aber nicht, dass jede Frau und jeder Mann hierfür ein klares Verständnis hat oder haben muss. Für manche Menschen sind Schläge eben Schläge und Fesseln eben Fesseln.


Wichtig ist zudem, dass das, was hier selbstverständlich als BDSM gelebt wird, in hohem Maße von einer stabilen Kultur des Wohlstands und der sozialen Anerkennung aller Individuen abhängt! Denn nur, wo eine gleichberechtigte Achtung jedes Individuums und Geschlechts durch kulturelle Strukturen gesichert ist, kann sichergestellt werden, dass sich stets Menschen aus freien Stücken zusammenfinden. Und gerade das ist es ja, was die Legitimation der BDSM-Kultur trägt.

Aber diese Strukturen befinden sich global erneut im Zerfall, wenn es sie überhaupt je mehr gab als im Ansatz. Die Schwachen und Frauen sind hier die ersten Opfer. Nicht nur, dass Machtgefälle wesentich leichter auch in sexueller Hinsicht ausgenutzt werden können (was ja sogar in Shades of Grey regelrecht romantisiert wird). Massenvergewaltigungen und lüstern-sadistische Gewaltakte sind in vielen Dauerkriegsgebieten der Welt beinahe Tagesordnung geworden. Man kann kaum begreifen, was hier an Leid zu ertragen ist. In vielen Kriegsgebieten zählt man schon längst mehrere Millionen Mädchen als Opfer solcher Vergewaltigungen, die dabei oft mit einer regelrecht sadistischen Lust gefoltert werden, dass ein Marquis de Sade (durch dessen Beschreibungen wiederwärtig zügelloser Ausschreitungen ja noch immer der Buchstabe S in „BDSM“ auf seinen Namen verweist) sich wohl schämen würde.

Aber nicht nur in Gegenden des völligen gesellschaftlichen Zerfalls findet ein geradezu sexueller Krieg gegen Frauen statt. Auch in Gefängnissen und Foltercamps überall auf der Welt wird und wurde ein sexuell motivierter Sadismus oft beinahe rauschhaft ausgelebt. Wenn man zum Beispiel Berichte von Opfern aus chilenischen Foltercamps liest, dann kann man das Grauen kaum fassen. Und immer wieder wird auch die sexuelle Komponente daran erwähnt, die sich in Zwangsprostitution, Vergewaltigung und einer sadistischen Lust am Quälen entmenschlichter Wesen äusserten. Seit einigen Jahren beginnt die Forschung übrigens auch, die sexuellen Verbrechen in KZs und die der Wehrmacht bei den Überfällen im Osten zu beleuchten.

Und nicht zu vergessen sind letztlich die unzähligen häuslichen Übergriffe, die sich oft jeder statistischen Messbarkeit entziehen.

Und nun will ich nochmal zurückkommen auf die Wahrnehmung von BDSM in der Öffentlichkeit. Wer heute nach Darstellungen von BDSM googelt und dabei ein wenig englisch kann, wird in kürzester Zeit äusserst detailverliebte digital Art oder Comic-Darstellungen genau solcher grausamen Dinge finden. Ohne Jugendschutz und ohne irgendwelche illegalen Adressen kennen zu müssen werden hier massenhaft Bildergalerien beworben. Frauen, die in Foltercamps auf verschiedenste Weise gequält werden, Inquisition, Fantasien von bestraften Sklaven, Vergewaltigungen, Entführungen und Exekutionen. Vor allem europäische und amerikanische Künstler können mit dieser Art von Darstellungen, unter dem Überbegriff BDSM zu verorten, offenbar sehr gut Geld verdienen. Wer mir hier jetzt vorwerfen will, dass ich willkürlich das Internet bediene und das nichts mit BDSM zu tun hätte, den möchte ich darauf hinweisen, dass auch auf der letztjährigen BoundCon (ja ich habe es endlich geschafft ;-)) ein Stand jenes Labels zu sehen war, das Fantasien von Inquisition und neurdings auch sogenannter „moderner Inquisituon“ filmisch umsetzt. Zudem kann man auf SM-Magazine bis in die 70er Jahre in Japan und den USA zurückgreifen, die derartige Fantasien anboten, wenn auch nicht in derart brutalisierter und expliziter Form.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden! Ich finde Fantasien toll und habe auch nichts gegen heftige Fantasien oder deren Darstellung. Ich will nur erwähnt haben, dass das ein Teil von BDSM ist. BDSM bedeutet eben auch, sich der dunklen und schrecklichen Seiten des Menschen zu nähern.

Und damit wird für mich verständlich, dass Menschen auch vorbehalte und Ängste gegenüber diesen Neigungen haben. Wenn man davon ausgeht, dass allein in Deutschland vermutlich jede siebte Frau schon einmal Opfer einer Vergewaltigung war, in anderen Ländern jede vierte und in manchen Teilen der Welt nahezu jede Frau/jedes Mädchen bei Überfällen von Militärs oder jugendlichen Milizen schon einmal vergewaltigt wurde, dann verstehe ich, dass es Menschen gibt, die BDSMler erstmal schief ansehen wenn sie von „Vergewaltigungsspielen“ reden. Wenn Menschenhandel und Zwangsprostitution weltweit zunehmen und immer mehr Frauen auch im Rahmen von sexueller Sklaverei real ausgebeutet werden – dann habe ich schon ein klein wenig Ohr für die Bedenken mancher Frauenrechtlerinnen, wenn BDSMler äussern, dass sie ohne ein wenig Fesseln oder Hauen auf Dauer nicht könnten, oder dass sie eine Frau am liebsten versklaven und das möglichst ganz und total und das dann 24/7 heisst.

Und um wieder nicht falsch verstanden zu werden!!!

1. Ich verurteile damit nicht die extremen Neigungen und Fantasien im BDSM-Kontext!
2. Mir ist klar, dass das Eine mit dem Anderen (fast) Nichts zu tun hat /(haben sollte)

Ich will in diesem Zusammenhang lediglich Verständnis für die Skepsis und die Bedenken von Aussenstehenden aufzeigen und klar machen, wo das herkommen kann.

Dass unzählige Menschen „dunkle“ erotische Fantasien haben, ist kaum bestreitbar. Inwieweit diese im Kontext von BDSM etwas völlig anderes darstellen, als dort, wo die Regeln und Gebote des Humanismus in zeitlichen und räumlichen Grenzen ausgehebelt werden – das wird eine schwere und auch ganz andere Fragestellung sein.

Was ich hier aufzeigen will ist, dass sich Menschen, die sich gerne mit Begriffen wie Sadomasochist oder BDSMler belabeln, eben auch bewusst sein sollten, dass es womöglich auch gerade jene Seiten der „dunklen Erotik“ sind, die sie anziehen. Und damit muss man eben auch akzeptieren, dass man in einen gewissen Konflikt mit der Gesellschaft geraten wird. Und da ich es durchaus gut finde, wenn ein Sadomasochist seine Neigungen auch reflektiert und überdenkt – weil das aus meiner Sicht ein fast vergessener Grundbaustein einer SSC-Kultur ist! – will ich gar nicht, dass diese Gesellschaft BDSM nun anfängt zu pampern.

Um nocheinmal an den Anfang meines Textes zu erinnern: Eine grundsätzliche Bejahung von Körperlichkeit und frei lebbarer sexueller Neigung ist eine Sache. Sex und Erotik in der eigenen Kultur zu integrieren und dafür auch zu stehen waren wesentliche Bestandteile vieler gesellschaftlicher Bewegungen der letzten Jahrzehnte. BDSM aber wirft hier spezielle Probleme auf. Und man sollte sich klar sein, mit welcher Form der Abneigung man gerade konfrontiert ist:

Wer das Gefühl hat, dass er in dem Umfeld, in dem er das gerne tun würde, nicht frei über BDSM reden kann, sollte sich als erstes Fragen, ob er in diesem Umfeld frei darüber reden könnte, dass er es allen seinen drei Freundinnen und auch seinen zusätzlichen zwei Freunden gerne oral besorgt.

Könnte man auch darüber nicht frei reden, dann befindet man sich sicher in einem Umfeld, das generell ein Problem mit sexuell-sinnlicher Freizügigkeit und anderen als klassischen Rollenmodellen hätte, und nicht speziell mit BDSM. Die Frage wäre also für Seilchen, ob die besagte Lehrerin kein Problem gehabt hätte, wenn Seilchen zusammen mit ihrer Geliebten einen Jungen großziehen würde, und nebenbei einen Laden für Schwulenpornos betreiben würde. (natürlich alles fiktiv! ;-))

Nun gibt es aber das Problem, dass man durchaus auf Leute trifft, denen letzteres völlig unproblematisch erscheinen mag, während sie den Gedanken an Fesseln, Schläge und Ketten abstossend finden. Hier treffen dann eben die speziellen Probleme für BDSM eher zu. Es geht hier nicht um eine Prüderie, die wir dort unseren Skeptikern vorwerfen können, sondern um Trigger, die wir setzen. In einer Welt, in der brutale und hochgradig sexualisierte Gewalt auf der Tagesordnung steht und für viele Sozialarbeiter und Krisenhelfer ein Problem darstellt, dass diese selbst erstmal seelisch verarbeiten müssen, ganz abgesehen von den Opfern dieser Gewalt – in so einer Welt muss man akzeptieren, dass gewisse Neigungen mit Skepsis betrachtet werden.

Sinnvolle Aufklärung kann hier nur Hand in Hand mit sinnvoller Selbstreflektion funktionieren. Das bloße Übernehmen einer Identität als BDSMler wird auf Dauer nicht reichen, wenn man auf gesellschaftliches Verständnis treffen will. Um das, was man selbst erlebt und auslebt abgrenzen zu können von dem, als das man es nicht missvertanden haben will, muss man sich zuerst einmal selbst im Klaren darüber sein.

Sadomasochismus einfach als eine Neigung zu sehen, die eine Gesellschaft akzeptieren soll, ist kurzsichtig, weil es übersieht, dass ein kultureller Kontext – nämlich das Zusammenspiel aus der Fähigkeit Affekte zu modellieren und einem humanistischen Blick auf mein Gegenüber - eine erlernte Grundlage bilden für das, was BDSM-Kultur dann überhaupt sein will. Die Fähigkeit, meine Lüste zu reflektieren und zu lenken, mich im Zaum zu halten, wo es angebracht ist, mein Gegenüber zu achten, aber auch meine Bedürfnisse und Bedenken zu äussern – das alles sind zwar grundsätzliche Bausteine dessen, was man im BDSM-Zusammenhang und SSC erwartet – es sind aber gewiss keine zusammen mit einer SM-Neigung „angeborenen“ Fähigkeiten. (Dass ich den Gedanken an eine angeborene SM- Neigung ohnehin ablehne, will ich hier nicht diskutieren)

Das macht BDSM eben so kompliziert und damit schwer greifbar für Verunsicherte. Wenn mehr SMler aufhören, sich immer nur in einem selbstgewählten oft sogar biologisch-genetisch begründeten Schubladendenken zu gefallen, und sich stattdessen mehr Gedanken darüber machen würden, worin genau das Geheimnis und das besondere liegt, seine „dunklen Seiten“ anzunehmen und mit ihnen zu spielen, dann wäre sicher viel gewonnen um auch einer breiteren Öffentlichkeit ein besseres Verständnis zu vermitteln.

Dass manche Menschen bei dem Gedanken an Fesseln, Peitschen und Eingesperrt Sein aber letztlich aus anderen Gründen Abscheu empfinden werden, als wenn Abscheu auf Homosexuelle trifft – das werden wir akzeptieren müssen. Das sind Probleme, die speziell BDSM betreffen. Und das hat eben damit zu tun, dass man hier jene Bereiche des Menschseins betritt, die irgendwie immer mit den schrecklichen Seiten des Lebens verwoben sind. Auch wenn wir durchaus auf höherer Ebene auch die positiven Aspekte erkennen und erklären können – wenn es zum Beispiel um das Erleben von Vertrauen oder den Rausch durch Schmerz geht – ein Eingestehen des „teuflisch-bösen“ Anteils an dem allen würde womöglich besser tun, als der Versuch, sogar uns selbst schon einzureden, dass wir nichts als lammfromme Schmusekätzchen sind und das dann Aussenstehenden mit der Peitsche in der Hand oder Striemen am Popo erklären zu wollen.

Wenn wir uns wieder etwas mehr eingestehen würden, dass wir nunmal unseren Kick aus diesen Ecken des Menschseins holen, würden wir nicht nur uns selbst besser verstehen, sondern auch jene Reaktionen von aussen – ob sie nun aus einem heimlichen Neid herrühren oder aus einer angstvollen Abwehr menschlicher Abgründe und einer Skepsis gegenüber Machtspielen.

Der Rückzug auf ein kulturell und kulturindustriell vorgefertigtes Terrain mit dazugehöriger Szene-Literatur, Ledercuffs im Angebot und passenden Party-Events kann sicher entspannend sein und auch mal gut tun. Er wird aber wenige Antworten liefern – weder für einen selbst, noch für diejenigen, die man damit nach „Draussen“ verfrachtet, damit sie die friedliche Fetisch-Hölle mal nicht mit ihrem schrecklichen Unverständnis stören.

Was da guttut, ist eine lebendige Forenkultur, in der man dann auch mal die schwierigen Fragen angehen kann. ;-)


Grüße

nachtschatten
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 19.02.2014 20:40
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