Willkommen in meinem Bondage-Forum! Ich wünsche uns allen qualifizierte Beiträge, regen Austausch und viel Spaß! Forum powered by Nutzungsbedingungen geschrieben von nachtschatten am 24.05.2012 um 15:02:10 - als Antwort auf: Re: Anfängerfrage von Ponyhalter In der Dokumentation kommt halt zum Beispiel heraus, dass ein Modell sich bei einem Dreh regelrecht vergewaltigt gefühlt hat - der Reiz, das viele Geld zu bekommen und ihr Stolz hielten sie dennoch davon ab, ihr safeword zu gebrauchen. Ich finde auch die Szene in der Doku sehr grenzwertig, in der das eine Modell immer wieder an der Grenze scheint und in Tränen ausbricht und PD sie dafür ziemlich hart anfährt. Für mich wirkt diese Frau nicht selbstbewusst! Wenn man so einen Dreh machen will, wird man vielleicht irgendwann ganz verrückt danach, das in der Kamera zu haben, und vergisst seine Verantwortung gegenüber den Modellen. Es ist dann sicher auch nicht so, dass man fragen wird, warum sich eine Frau zu soetwas meldet. Klar, in erster Linie ist es ihre Verantwortung - aber wenn mir ein Mensch sagt, dass er sich täglich Schmerzen zufügt, dann werde ich zumindest - ohne das zu verurteilen - mal fragen, was das für Hintergründe hat. So mancher Mensch trägt seelische Probleme mit sich rum, die ihn in die seltsamsten Handlungen treiben. Aus meiner Sicht sollte man im BDSM-Bereich abklären, dass hier niemand eine Verzweiflungstat begeht!! Ich muss nur an ein Mädel denken, das sich mal in einem SM-Forum angemeldet hat, und dann fragte, wie sie jemanden finden kann, der sie schlägt. Aufgrund ihrer seltsamen Beiträge fragten dann einige doch nach, und es kam heraus, dass sie gegnüber einer Freundin so schlechtes Gewissen wegen einer Tat hatte, dass sie sich danach sehnte, bestraft zu werden. Mit BDSM hatte sie nie was am Hut. Stattdessen wurde ihr dann vorgeschlagen, doch mal ein klärendes Gespräch zu führen. (Sie war anscheinend eine harte Sportlerin und hatte eine Freundin bei einem Wettbewerb betrogen) Ich denke, sowas gibt es bei solchen Drehs auch, und wenn es einfach um potentielle Darsteller geht, wird da sicher wenig nachgefragt. Ich finde das kritisierbar und muss dabei nur an das ehemalige Modell denken, das offensichtlich seelisch völlig zerrüttet und auf üblen Drogen war. Es muss ja nicht an den Drehs an sich gelegen haben - aber so, wie sie ihre Abscheu dagegen im Nachinein darstellte, hat sie sicher bereits etwas in die Arme dieser Inszenierung getrieben, das eben durchaus hinterfragbar sein darf. Gut, ich führe eine geschlossene Beziehung. Aber wenn ich mir eine offene Beziehung vorstellen würde, dann würde ich die Beweggründe einer Frau, SM machen zu wollen zumindest ein wenig kennenlernen wollen, bevor ich mich mit ihr einlasse. Ich denke, im kommerziellen Bereich ist kein Platz für soetwas. Und mancher ist sich sicher auch zu bequem - bekommt er doch ohne nachfragen viel leichter, was er will. Es ist im Übrigen auch interessant, die Interviews mit der Macherin der Doku zu lesen. Sie hat da durchaus tiefergehende Ansätze. Sie will z.B. auch fragen, was es bedeutet, in einer Gesellschaft zu leben, in der Geld diese Rolle spielt. Es stellt sich für sie auch die Frage, was viele andere Menschen in Jobs machen müssen, ohne über Moral oder ihre seelische und körperliche Gesundheit nachdenken zu können, um ihr Geld zu verdienen, ebenso wie sie die Verlockung, das schnelle Geld zu machen, thematisieren will. Ausserdem geht es ihr auch um schwierige Grenzfragen. Wieviel Geld ist es wert, sich vor laufender Kamera foltern zu lassen? Eines ist klar: Viele Modelle würden das niemals machen, wenn sie nicht richtig, richtig viel Kohle dafür bekämen. Und so ist auch ein Kommentar eines Models, dass sie bei diesen Videos in einer Stunde soviel verdient, dass sie dafür eine Woche bei Mc-Donalds arbeiten müsste. Es gibt einen schon etwas älteren Film mit Johnny Depp und Marlon Brando, der diese Frage im radikalsten Sinne stellt. ("The Brave" 1997) Depp spielt einen armen Slumbewohner, der seine Familie durchbringen will und nichts zu verlieren hat. Er nimmt heimlich das Angebot an, sich für eine Underground-Snuff-Show zur Verfügung zu stellen, um im Nachhinein das Geld seiner Familie zukommen zu lassen. Man kann hier sagen, dass die Figur in Eigenverantwortung handelt - dennoch halte ich das Thema nicht für abgeschlossen. Hinter der "Eigenverantwortung" kann auch ein unsichtbarer Zwang stehen. Abgesehen von all diesen Punkten finde ich die Seite, um die es hier geht durchaus faszinierend. Ich finde es nicht zu weit gegriffen, dass die Autorin der Dokumentation diese Sachen auch als eine Art Kunst bezeichnet. Besonders in den frühen Beispielen aus PDs Schaffenszeit sehe ich ein grosses künstlerisches Potential. Auch die Idee, das so durchzuziehen - die ganzen Konstruktionen, die Ausstattungen, die Atmosphäre, das leicht gruselige und bizarre dahinter halte ich für einzigartig. Und es steckt sicher ein gewaltiges Fachwissen in vielen Bereichen hinter diesen Drehs. Weder die Dokumentation noch ich unterstellen dieser Seite ein böswilliges Potential. Ich halte es nur für ein sehr schwieriges Thema. Ich denke, sowohl beim Thema SM, als auch beim Thema Geld muss man die Frage der Eigenverantwortung sehr genau stellen! Wenn eine Millionärin einen SM-Porno-Dreh macht, dann sehe ich dahinter eine andere Eigenverantwortung, als wenn das eine zwanzigjährige macht, deren Alternative es ist, statt einem Dreh, bei dem ihr auch noch eine gewisse Aufmerksamkeit zukommt, zehn Tage in einem Hinterhof Klos schrubben zu müssen! Ich wäre auf weitere Meinungen gespannt. --- Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 24.05.2012 15:02 --- Antworten zu diesem Beitrag:
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