Willkommen in meinem Bondage-Forum! Ich wünsche uns allen qualifizierte Beiträge, regen Austausch und viel Spaß! Forum powered by Nutzungsbedingungen geschrieben von nachtschatten am 03.12.2011 um 00:37:35 - als Antwort auf: Re: Rechtslage, freie Wissenschaft, freie Foren – OT von tilly Hallo Tilly, du solltest diesen Satz nicht bedauern. Ich finde, dass die ganze Diskussion, die er losgelöst hat durchaus ihren Wert hat. Manchmal ist es eben einfach wichtig, wirklich ausgiebig nachzubohren. Ich habe auf jeden Fall schon Einiges gelernt durch diese Debatte. (aber auch ich bedauerte schon, dass ich überhaupt irgendetwas dazu postete, es kostet mich nämlich schon Nerven ;-) - ich mache mir ja auch Gedanken wegen meiner Ansichten) Ich denke einfach, es ist wichtig, klare Unterscheidungen zu treffen, worum es nun wirklich geht. Hier werden Themen wahllos vermischt. Wir müssen klar unterscheiden: -den Begriff „kindliche Sexualäusserung“, als einen Begriff, den Freud geprägt hat, und der im wesentlichen als autoerotisch verstanden wird und bereits auf Kleinkinder zutrifft. -wissenschaftliche Darstellungen, oder sachliche Debatten, die den Begriff „sexuell“ verwenden und dabei auch Meinungen äussern und argumentieren können. -Pornografische Darstellungen, oder Darstellungen, die als solche interpretiert werden könnten, oder Darstellungen, die allgemein eher für die Anregung der Fantasie gedacht sind. - tatsächlich stattfindende sexuelle Handlungen, die als Missbrauch gedeutet werden könnten - tatsächlich stattfindende sexuelle Handlungen, die unter oder mit Minderjährigen stattfinden. Natürlich besteht immer die Möglichkeit der Horrorvorstellung, dass es fundamentalistischen Christen oder anderen Fanatikern gelingt, ein neues Moralregime einzurichten. Ich sehe auch, dass wir momentan in einer Zeit leben, in der eine Welle freiheitlicher Reformen eher wieder rückwärts schwappt. Das liegt aber auch an uns, die wir zu faulen und passiven Konsumenten geworden sind und wenig dafür tun, z.B. in Foren Positionen als SMler zu finden und auch ethische wie politische Forderungen zu erarbeiten! Aber umso klarer müssen wir uns darüber werden, was nun Sache ist. Nach meinem Wissen sind sexuelle Handlungen mit unter 18 jährigen, also Jugendlichen und unter Jugendlichen momentan immer noch nur dann straffällig, wenn es um die Ausnutzung einer Zwangslage oder um Geld geht. Das gilt auch für die neu eingeführten Richtlinien, nach denen sich dabei nun auch ein bereits 14-jähriger strafbar machen kann. Die Kritik wäre hier, wie letzlich „Zwangslage“ ausgelegt werden kann. Ich persönlich halte die Auslegung, dass mit den neuen Gesetzen jeder einvernehmliche Sexualkontakt von jugendlichen kriminalisiert wird für übertrieben. Aber gut – es ist ein Weg dahin, und dieser Weg bekommt tatsächlich nicht viel Gegenwind. Das betrifft aber dann nicht dieses Forum, denn ich kann mich an noch keinen Online-Cyber-Sex Kontakt mit Forenmitgliedern erinnern. Der Austausch über Fesselerfahrungen im Alter von meinetwegen 7 Jahren würde nach dem neuen Recht, das du heraufkommen siehst genauso behandelt werden, wie nach bisherigem, da alle unter 14-jährigen seit jeher sozusagen sexuell tabu sind. Die Frage wäre hier vielmehr, ob denn sogenannte „Indianerspiele“ unter Kindern tatsächlich als sexuell verführende Situation gewertet werden können. Keine einzige Beschreibung hier war irgendwie anrüchig. Dazu kommt, dass es hier stets um Spiele unter Gleichaltrigen ging, und zwar Gleichaltrigen unter 14 Jahren, was eine strafrechtliche Verfolgung ebenso ausschließt. Das heisst, der einzige Vorwurf, den man hier machen könnte, wenn man böswillig wäre, wäre der pornografischer und jugendgefährdender Darstellungen. Hier sehe ich ebenso keinen Grund. Dazu wäre bitte noch einmal die Passage heranzuziehen, die ich bereits an spazio geschrieben hatte, und wo ich die Aspekte aufzähle, die nötig sind, um den Tatbestand der Pornografie zu erfüllen. Ein sachlicher Austausch über Kindheitserfahrungen, mit dem Hinweis, dass man etwas erregend fand, ist nicht ansatzweise als pornografisch einzustufen. Zudem: Wenn ich meine Meinung darüber äussere, was ich von derartigen Gesetzen halte, mache ich mich nicht gleichzeitig irgendeines Vergehens, das diese Gesetze abdecken strafbar! Wenn ich also z.B. mit Wilhelm Reich argumentiere, dass es für die seelische Gesundheit jugendlicher wesentlich besser ist, sexuelle Kontakte mit Gleichaltrigen eingehen zu dürfen, und den dafür notwendigen gesellschaftlichen Rahmen zur Verfügung zu bekommen, habe ich weder pornografische Inhalte verbreitet, noch habe ich mich eines sexuellen Vergehens schuldig gemacht. Ebensowenig tue ich eines von beidem wenn ich ethnologische Studien vorlege, die aufzeigen, wie andere Kulturen mit diesen Problemen umgehen. Ich achte bei all dem immer noch die Gesetze, ob sie mir nun gefallen oder nicht. Aber darüber meine Meinung zu äussern und sachlich zu argumentieren ist nicht strafbar – auch nicht für ein offenes Forum. Das sind unsere Rechte, und die sollten wir auch kennen. Was mir an dieser ganzen Debatte ein wenig fehlt, ist das Selbstbewusstsein, klar zu unterscheiden zwischen pornografischem oder stimulierendem Inhalt und einem sachlichen Austausch oder einer echten Meinungsäusserung. Hier wird einfach mal alles in einen Topf geworfen und dann der ganze Topf beiseite geschoben. Also so schaffen wir keine Opposition zu derartigen Tendenzen! Man kann doch nicht den sachlichen Austausch zum Thema Sex unter Jugendlichen mit dem Argument unterlassen, dass dieser in real verboten ist. Man kann doch nicht sachliche Argumente zu der Frage damit abtun, dass Pornografie in einem freien Forum nichts zu suchen hat. Hier würde ich mir wirklich etwas mehr Differenzierung und Selbstbewusstsein wünschen. Manchmal bekomme ich aber schon das Gefühl, dass es den Menschen zunehmend mehr Spass macht, einfach zuzusehen und danach ganz spitzfindig ein wenig über „die da oben“ zu schimpfen. Hallo! Hier finden die Debatten statt, die womöglich in zehn Jahren Tendenzen und Richtlinen schaffen. Egal ob als PO oder als APO. Zuletzt: Auf dem Saugreflex baut ein großer Teil von Freuds Ideengebäude zur Sexualität auf. Und für die meisten Erwachsenen spielt der Mund ja immer noch eine grosse Rolle in ihrem sexuellen Gehaben. Aber das müssen wir jetzt nicht ausdiskutieren. Wichtig ist erst mal, dass wir den Raum haben, es ausdiskutieren zu können. (Mein link beinhaltet übrigens das gesamte Buch von Freud. Über die Kapitelwahl kommst du an den Anfang und kannst die gesamte Argumentation aufbauend lesen. Wie gesagt, ich teile die Ansichten nicht 1zu1 und man muss immer bedenken, dass das Buch vor über 100 Jahren veröffentlicht wurde, aber das Fundament halte ich für treffend) So, ich bin am Ende! Ich weiss nicht, wie viele Nächte mich die letzten Diskussionen gekostet haben. Ich hoffe, es wird klar, dass es mir um mehr geht als um ein wenig Rechthaberei. Es gibt überall gefährliche und unschöne Tendenzen auf dieser Welt und in dieser Gesellschaft. Worte sind wichtig, um dem etwas entgegenzusetzen! Auch, wenn das ein kleines Forum ist, so schafft es einen Platz, wo wahre Meinungsfindung jenseits von Massenmedien stattfinden kann. Dieser Platz ist nicht einfach ein Geschenk. Es braucht den Willen, die Arbeit, das Durchsetzungsvermögen und den Mut von Menschen. Diesen Einsatz will ich mit meinen Beiträgen unterstützen und verteidigen. Es ist einfach so, dass ich dieses Forum nicht nur „konsumiere“. Ich brauche jetzt ein paar Tage Auszeit. Bis bald. Grüsse nachtschatten --- Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 03.12.2011 00:37 --- Antworten zu diesem Beitrag: |