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Re: völlig weggetreten

geschrieben von nachtschatten  am 26.05.2011 um 19:07:32 - als Antwort auf: völlig weggetreten von Steve
Hallo,

Ich denke, es kommt sehr auf die Fesselung an und kann von Situation zu Situation anders sein. Wenn man sehr erregt ist, läuft man in einer Bondage durchaus Gefahr, sein eigenes Wohlbefinden nicht mehr genügend einschätzen zu können. Knebel, Druck an falschen Stellen, ein frei hängender  Kopf oder eine schwierige Körperhaltung können dann einige Probleme verursachen. Wenn man sich in der Erregung zu sehr gegen die Seile stemmt, oder beginnt, unregelmäßig zu atmen, kann einem plötzlich der Kreislauf abhauen oder man kann sich Schaden zufügen.

Man sollte sich deshalb schon vorher für eine eher „bequeme“ Bondage entscheiden, wenn man weiss, dass es beim Spiel etwas heftiger und auch länger zugehen soll. Ich halte einen leicht aufrechten Oberkörper und eine Möglichkeit, den Kopf abzulegen oder anzulehnen schon mal für wichtige Punkte. Wenn man einen Knebel verwendet, sollte man darauf achten, dass der Speichel abfließen kann. Und auch wenn Sub das gar nicht mag, sabbern ist besser als runterschlucken müssen. Ein einfacher Spreadeagle ist sicher auch eine recht sichere Position, aber hier hat man, wie schon erwähnt wurde, das Problem mit dem Knebel.

Eher kritisch wird es bei Seilen im Hals oder Nackenbereich, auch auf den Schultern nahe dem Hals; bei Beinen über Kopfhöhe; einem stark nach hinten geknicktem Kopf; bei Seilen in der Gegend des Bauches oder zu engen Lagen um den Brustkorb; oder bei extrem gestreckten Armen, weil auch das die Atmung behindern kann.

Achtet man auf diese Dinge, dürfte es so schnell nicht zu einem physischen Schaden kommen, solange die Stimulation hauptsächlich durch Erregung ohne Schmerzen geschieht. Kontrollverlust wid immer nur in Kombination mit der Fesselung gefährlich. (Sonst müssten die Menschen ja ganz schön Angst vor gewöhnlichem lustvollen Sex haben!) Hier meine ich gilt auch, je mehr Sub winselt und jammert, umso unbesorgter kann man sein – was das physische Wohl angeht. Natürlich sollte man Beschwerden über eingeschlafene Gliedmaßen ernst nehmen.

Um einschätzen zu können, wie es der Partnerin psychisch geht, muss man sich wohl einfach auch gut kennen, wenn man so weit gehen will. Hier ist jeder anders. Meine Partnerin wird eher sehr still, wenn sie extrem erregt ist und wegdriftet. Das macht es natürlich umso schwerer, einzuschätzen, ob es ihr noch gut geht.
Der absolut konzentrierte Blick, den ich in einer Session auf sie habe ist für mich mit nichts vergleichbar und macht wohl auch etwas von meinem „Flow“ aus.

Wenn man verunsichert ist, weil man eine neue Grenze erfährt, finde ich es absolut richtig, wie du reagiert hast. Du hast ja nicht abgebrochen, sondern einfach anders weiter gemacht und das schien eurem „Spiel“ ja nichts zu nehmen. Wenn ihr das Glück habt, dass die Bedingungen für einen solchen kleinen Trip ihrerseits noch öfter gegeben sind, wirst du mit der Zeit die Erfahrungen mit ihr sammeln, die du brauchst, um dich langsam weiterzutasten.

Ich habe den Punkt schon oft erfahren, an dem ich nicht mehr wusste, ob sie gerade geniesst, oder es eher kitisch wird. Ich habe es auch schon mal verbockt, weil ich zu unkritisch und unerfahren war. Und ich musste mir auch schon anhören, dass ich genau am passenden Punkt einen anderen Weg eingeschlagen habe, weil ich zu verunsichert war. Es gibt kein Rezept, denn die aktuelle Verfassung der Partnerin zeigt sich auch oft erst in der Session und spielt eine ebenso wichtige Rolle

Wenn ich merke, dass ich unsicher bin, ob ich auf dem richtigen Weg bin, dann suche ich manchmal auch einfach ein wenig Kontakt zu ihr, ohne sie gleich ganz zurückzuholen. Kommunikative Stellen wie die Hände oder das Gesicht leicht zu berühren kann bei vertrauten Menschen sehr viel Aufschluss geben, ohne dass man mit Worten gleich die ganze Stimmung durchbricht.

Fesseln hat eben letztlich auch etwas damit zu tun, dass es einer geniesst, einen ungewohnten Teil seiner Kontrolle abzugeben. Das damit verbundene „Wegtreten“ muss nicht heissen, dass damit auch euer Kontakt zueinander abbricht. Aber so, wie das Loslassen schon einiges an Übung und Erfahrung und vor Allem Vertrauen braucht, muss man auch ein wenig lernen, diese Ebene des verbunden seins zu entdecken, die einen dann so intensiv teilhaben lässt am Erleben des Anderen, dass man schon beinahe intuitiv spürt, wie es ihm/ihr geht.

Das ist zumindest das, was ich gerade lernen möchte und wie ich mit diesen Situationen mittlerweile versuche umzugehen.

Prinzipiell denke ich, es ist immer besser, langsam zu machen, und den Partner etwas früher, aber sanft zurückzuholen, als alles ausreizen zu wollen.

Dann noch viel Glück

nachtschatten
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 26.05.2011 19:07
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