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Re: Frage zu gefesselt schlafen

geschrieben von BigBoy  am 11.02.2011 um 21:04:41 - als Antwort auf: Frage zu gefesselt schlafen von Lina
Liebe Lina,
Vieles wurde schon von nachtschatten vorweggenommen, was ich nur unterstreichen kann. Ich bin weder Psychologe noch Partnerberater oder ähnliches, sondern bloß ein Mann mit der gleichen Veranlagung wie dein Freund. Meiner Meinung nach hat dein Freund dich ins kalte Wasser gestoßen und hat dir all seine intimsten Wünsche in einer einzigen Dosis in aller Deutlichkeit offenbart. Ich habe meiner Frau über Jahre (!) hinweg ganz ganz langsam in Mini-Schritten mit meinen Wünschen konfrontiert, um sie nicht all zu sehr zu schockieren. In immer wiederkehrenden Gesprächen musste ich ihr zu verstehen geben, dass ich weder Despot noch Gewalttäter bin, wenn ich den Wunsch habe sie zu fesseln. Für meine Frau war das anfangs unvorstellbar. Für mich ist es aber eine tolle erregende Fantasie, die sich lediglich auf das sexuelle beschränkt. Das ist einmal die erste Tatsache. Ich würde doch „im täglichen Leben“ nie und nimmer meiner Frau echte Gewalt antun wollen. Echte Gewalt ist, wenn etwas geschieht mit dem du nicht einverstanden bist. Das klingt so banal, muss aber immer wieder betont werden, auch für meine Frau war das sehr schwierig diese zwei Dinge zu trennen! Ja, ich will eine selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, aber sexuell auch mal unterwürfig ist. Ich will meine Spielart der Sexualität nicht mit dem Alltagsleben vermischt sehen! Mit 24/7 fange ich gar nichts an.

Deine Gefühle müssen sicherlich nach so einem Outing deines Freundes total verrückt spielen. Dein Freund hat dir gegenüber diesen Wunsch geäußert, und dich damit schockiert. Aber, kannst du dir vorstellen wie viel Überwindung ihn das gekostet hat? Ich wette nämlich ihm geht es damit auch nicht gut(!) er musste sich selbst auch erst mal seine Neigung eingestehen, und kämpft mit sich selbst! Frage ihn mal, warum er das möchte, das ist zwar die schrecklichste Frage, die du ihm stellen kannst, wird dir aber sein großes Dilemma aufzeigen, er weiß es sicherlich nicht selbst! Ich habe mich damit jahrelang herumgequält, bis ich mich selbst so akzeptieren konnte wie ich eben bin, ich sage mir: meine Neigung ist bloß eine Laune der Natur – eine besser Antwort habe ich für mich nicht gefunden.
Du solltest dir auch über folgendes im Klaren sein: Dein Freund musste mit allen negativen Reaktionen deinerseits rechnen. Allein die Tatsache, dass er dir gegenüber sich so outet, mußt du als Vertrauensbeweis sehen! Er vertraut dir seine Wünsche an. Er vertraut dir, dass du zu ihm stehst. Er vertraut darauf, dass du nicht seine „perversen“ Wünsche mit deinen oder seinen Freunden diskutierst und ihm so einen Gesichtsverlust „in der Öffentlichkeit“ bescherst.

Das positive daran ist, so wie ich es sehe, dass du – ich vermute eure Beziehung ist noch jung – relativ frühzeitig die Sache zur Sprache kommt. Ich meine, man sollte seine sexuellen Wünsche, so frühzeitig wie möglich dem Partner mitteilen können. Wie wäre das gewesen, wenn dein Freund dich beim ersten oder zweiten Date gefragt hätte… Wäre aber doch eine Möglichkeit zu verhindern, dass jahrelang die Falschen zusammen sind. Aber unsere Gesellschaft lässt das nicht zu, diese ist krank oder pervers, nicht du und nicht dein Freund!

Ich rate dir, versuche erst mal zu ergründen, ob dein Freund ernsthaft diese Veranlagung hat, oder ob es nur mal eine Laune ist, was Neues auszuprobieren - was er vielleicht mal irgendwo gesehen hat. Frage ihn, aber in einer vertraulichen Art, so, dass du keine Antworten forderst. Allein die Tatsache, dass du nachfragst, du dich für seine geheimsten Wünsche interessierst, wird ihn erst mal gehörig verwirren, aber ich meine, wenn du ihn direkt darauf ansprichst, wird er es sicher dankend annehmen, denn er wünscht sich sicher jemanden mit einem offenen Ohr. Sei du auf alles gefasst was er dir sagen wird. Rede mit ihm so offen du nur kannst, frage nach seinen Träumen, nach seinen Gefühlen, nach seinen sexuellen Fantasien. Wenn du feststellst er hat diese Veranlagung in sich, so wird sich das sein Leben lang nicht ändern. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Dann entscheide für dich selbst, nicht ob fesseln ja oder nein, sondern ob du mit seinen Fantasien –halbwegs- klarkommst. Du wirst erkennen (müssen) es geht um die Fantasie der sexuellen Unterwerfung, mit allen Facetten. Was dein Freund in einen konkreten Wunsch formuliert hat, ist eine von Tausenden Möglichkeiten, zu diesem Gefühl zu kommen, welches er haben möchte. Er will aller Wahrscheinlichkeit nach, das Gefühl erleben, dass du ganz ihm gehörst, in welcher Art du ihm das geben kannst, musst du für dich ergründen. Um ihm dieses Gefühl zu geben, musst du dich dafür nicht unbedingt fesseln lassen! (Die mitlesenden SMler mögen mir für diese Worte verzeihen, aber sorry ich sehe es so..)

Sieh dir folgende Bilder an: auf der Homepage von Annasart.com -> Erotic-art -> Gor Drawings Hier siehst du keinerlei Fesselungen, keine Gegenstände, keine Fetische, einzig und allein einen nackte Frau in zwanzig verschiedenen Stellungen. (Slavepositions) Für mich sind diese Bilder voller knisternder Erotik. Knisternd deshalb, weil sie der Fantasie Spielraum geben, du kannst erahnen, oder dir selbst ausdenken was als nächstes geschieht. Wenn du die Bilder ein bisschen auf dich wirken lässt, kannst du erkennen, worum es geht. Wenn du offen dafür bist, und dich darauf einlässt, beginne damit deinem Freund dieses Gefühl zu geben, welches diese Bilder vermitteln. Versuch mal an einem stimmungsvollen Abend bei Kerzenschein dich in einer dieser Stellungen vor deinem Freund zu präsentieren, du wirst ihn erschlagen vor Glück, weil er jedes Signal von dir in diese Richtung dankend annehmen wird! - wenn er nicht völlig von der Rolle ist. Sprich aber mit ihm darüber, über deine und seine Gefühle. Vergesst beide nie: es ist ein Spiel, auf das ihr euch einlässt, und das muss es auch mit beidem Einverständnis bleiben. Spielt miteinander, es gibt auch Paare, welche die Rollen mal tauschen, probier du ihn zu fesseln…und entdeckt euch. Ihr müsst den kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Das kann lange durchdiskutierte Nächte in Anspruch nehmen. Findet einen für beide Partner annehmbaren Kompromiss.

Ich kann dir unseren gefundenen Kompromiss sagen: Ja, ich fessle meine Frau, aber mit einem Panikschloss. Ich habe das Gefühl, welches ich möchte, und meine Frau hat jederzeit einen Notausgang. Ich habe sie aber gebeten, das nur im äußersten Notfall zu benützen, falls sie aus irgendeinem Grunde abbrechen möchte, so soll sie mir es sagen, und ich – die Betonung liegt auf „ich“ - löse die Fesseln. Wenn Sie es selbst tut - einfach so - ohne Panik, ist für mich das Spiel (oder die Session wie es auch genannt wird) total kaputt. Wie gesagt es ist ein Spiel, deshalb kommen wir beide mit diesem Kompromiss zu recht. Zur Erklärung ein Panikschloss öffnet einfach bei stärkerer Belastung.



Ich denke die Antworten, die du bisher auf deine Frage bekommen hast, sind von „fortgeschrittenen“ mit sehr viel Erfahrung im Detail. Wenn du in weiterer Folge ernsthaft ans gefesselt werden denkst, gehe zuerst ganz zum Anfang, lass erst mal deinen Freund, ganz aus dem Spiel. Erforsche doch erst mal dich selbst. Du bist auf etwas gestoßen, was du dir – so vermute ich mal - vorher gar nicht vorstellen konntest, und es in deiner Gedankenwelt gar nicht gab. Die Spielarten der Sexualität sind grenzenlos, unendlich, variantenreich. Sei offen und neugierig, schau dir alles an, sei auch auf Grauslichkeiten vorbereitet, aber du wirst auch für dich Anregungen finden, welche dich vielleicht interessieren, picke dir die Rosinen heraus. Es gibt Menschen, die sofort abblocken, und meiner Meinung nach unbegründete Ängste haben vor dem Unbekannten. Dein Freund hat eine Türe aufgestoßen. Du kannst jetzt hineinschauen. Du musst für dich erst mal entscheiden, ob du tiefer hineinblicken willst. Wie schon von nachtschatten gesagt, tue nichts nur deinem Freund zuliebe, wenn du dabei gar nichts empfindest. Meine Frau hat einmal auf mein beharrliches Drängen nachgegeben… und ich sage dir, es war für mich einfach nur schrecklich, weil sie dabei gar nichts empfand. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Beziehung einseitig wird.
Ergründe dich doch erst mal selbst. Fessle dich selbst, nur die Beine, schau mal wie es sich anfühlt. Du brauchst dafür kein Sex-Shop, sei kreativ, fessle dir selbst mal die Beine mit Dingen, die du zu Hause hast, Ein Schal, ein Seidentuch, ein Gürtel… Geh in den nächsten Baumarkt, meistens in der Nähe von Klein-Eisen oder Schrauben findest du die unterschiedlichsten Seile, in allen Stärken und Materialien von soft bis hart, und niemand wird dich fragen was du damit machst. Binde dir selbst mal die Beine an die Bettpfosten, so, wie es dein Freund möchte. Vielleicht gewinnst du so eine neue Erkenntnis.

Bleib offen, schau dir die Welt und die Menschen an, es gibt immer etwas neues zu  entdecken, das ganze Leben ist eine Entdeckungsreise, und wie es halt beim Reisen so ist, du gewinnst neue Eindrücke, aber du musst an keinem Ort, welcher dir nicht gefällt bleiben…

...und wir alle, würden gerne wissen, wohin deine reise geht...

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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 12.02.2011 08:47
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