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Re: Wehren gegen Fesseln

geschrieben von Tiffy  am 18.01.2011 um 02:44:23 - als Antwort auf: Re: Wehren gegen Fesseln von nachtschatten

>Hallo Tilly,

Hallo nachtschatten,
schön von Dir zu lesen.

>
>das musst du jetzt genauer erklären, was denn Konfuzius genau gegen das Fesseln hat. :-)

Nun, "Mache mit Anderen nur das, was du selber mit dir machen (lassen) würdest." ist so sein Motto.

Da er vanilla ist, ginge so gesehen also gar nichts. :(

>du schreibst zudem:
>
>„Ein wirklich interessanter Gedankengang, aber ich sehe das genau anders herum, denn ein fordernder Partner erzwingt beim Passiveren Frustrationen und Zweifel, zB. an der eigenen sexuellen Leistung. „
>

Zweifel an meinem Verstand, dürfte es besser treffen. Er versteht es eben nicht.

>also: fordernder Partner = Frustration und Zweifel = noch weniger Lust = noch fordernderer Partner bzw. Frustration und Zweifel beim fordernden Partner usw.....
>
>genau diese Spirale wollte ich mit meiner Perspektive durchbrechen. Wie kommt es denn, dass jemand an seiner „eigenen sexuellen Leistung“ zweifelt? Weil seine eigene sexuelle Motivation von einem Leistungsgedanken überschattet wird.
>

Es gibt keinen Leistungsgedanken, aber eine gewisse Erwartungshaltung meinerseits.

>Nun is es ja bei euch so, dass es nicht so sehr um das „wie oft“, sondern mehr um das „wie“ geht. Hmmm.... ich finde das immer noch schwierig. Also ich werde selbst schon auch gelegentlich mit Wünschen meiner Partnerin konfrontiert, die zu erfüllen mich Überwindung kosten.
Das ist definitiv die Situation meines Partners.
>

Dann sei zu Deinem Partner so nett wie es Dir möglich ist.

>Die entscheidende Erfahrung ist für mich dann immer, zu erleben, wie es sie erregen bzw. glücklich machen kann. Irgendwie werde ich von dieser Erfahrung dann immer auch selbst erregt und glücklich und es beginnt mir Spass zu machen und ich werde dann in diese Richtung selbst kreativ, versuche mich in ihre Wünsche hineinzuversetzen und sie in meine Fantasien einzubauen.
>

Er macht gewisse Dinge, aber ohne eigenes Interesse daran zu haben.

>Umgekehrt hat sie mir auch schon beschrieben, dass sie, wenn sie z.B. gefesselt ist, in dem Moment erst richtig erregt wird, wenn sie spürt, wie ich das genieße und wie sie mich erregt.
>
>Kannst du bis hierher folgen?
>

Aber natürlich! Nur hätte ich dann ein "verdammt trockenes" Leben/Sex, weil dem eben nicht so ist.

>Hier fällt mir bei deinen Beschreibungen so ein Punkt auf: Mir scheint, als ob dein Mann, in dem Moment, in dem er dich dir zuliebe mal fesselt etc., DEINE Erregung gar nicht genießen kann, weil er völlig überfordert ist mit dem Gedanken, dass ER das ja jetzt genießen müsste. Das ist glaube ich das, woraus soetwas wie „sexueller Leistungsdruck“ resultiert.
>
>Verständlich, was ich meine?
>

Ja, aber er ist viel zu souverän um etwas zu "müssen" und in Sofern gibt es keinerlei "Druck".

>Ein wichtiger Schritt in der Partnerschaftlichen Aktivität ist, meine ich, dass man das Genießen des Anderen genießen kann. So perfekt kann ein Topf gar nicht auf einen Deckel passen, dass lediglich der Eine genau das will, was der Andere gerne mit sich machen lässt. Das eigentlich verbindende Element ist meiner Meinung nach vielmehr die Lust, die man beim anderen erzeugen kann.
>

Das hast Du schön beschrieben! Es ist bei uns auch so, das wir uns - zumindest grösstenteils - über den Partner verwirklichen. Wenn ich also mal oben sitze, was nicht wirklich schön für mich ist, geniesse ich es, wenn er kommt und ziehe daraus meine Befriedigung.

>Es gibt eine Menge Sachen, auf die meine Partnerin und ich wohl nie jeweils von selbst gekommen wären, die uns aber mittlerweile riesigen Spass machen, weil einer von uns beiden das wahnsinnig genießen kann, während der Andere ganz verrückt danach ist, diese Lust beim Geliebten zu erzeugen. (Möglicherweise ist das DER Reiz am aktiv sein)
>

Leider bin ich sub und der aktivere Teil. Eine derart bizzare Konstellation ist nur schwer vorstellbar.

>Dabei ist wichtig:
>
>1. B muss fähig sein, zu genießen
>2. B muss diesen Genuss A offen zeigen können
>3. A muss dieses Signal von B wahrnehmen können
>4. A muss fähig sein, aus diesem Genuss selbst Genuss zu ziehen
>Hier liegt vielleicht eines der Geheimnisse, warum Menschen ein leichtes bis starkes Rollengefälle in jeder Art von Sexualität immer irgendwie interessant finden. Wahrscheinlich spielt soetwas ähnliches wie eine „Übertragung“ eine Rolle.
>

Alles  richtig. Er freut sich auch, wenn es mir gefällt, aber er zieht keinen Genuss auf der sexuellen Ebene daraus.

>Das Gegenstück wäre:
>
>1. B genießt
>2. A genießt
>
>In diesem Fall haben die Partner eigentlich gar nichts miteinander zu tun. Welche Motivation sollten sie dann auf Dauer haben, sich mit verschiedenen Praktiken zu versuchen, und auch aus eigener Motivation Lust an den Neigungen des Partners zu finden. Stattdessen fragt jeder nur für sich: „Genieße ICH es?“ Das muss irgendwann zu verbohrten Kompromissen führen, zu Leistungsdruck (ICH MUSS genießen) und irgendwann zu Frustration (ICH kann das nicht genießen)
>

Absolut grausamer Gedankengang!

>Um das mal bei euch zu beobachten kannst du dich ja einfach mal an euren ganz sinnlichen Sex halten. Genießt er dabei deine Lust? Zeigst du sie ihm? Oder genießt er nur für sich? Erfreut er sich auch mal am Leuchten deiner Augen (leuchten sie auch?) oder macht er sich ständig nur Gedanken, dass er dir ja nichts zumutet?
Oder will er dir gar Genuss verschaffen, weil er das für seine „Pflicht“ hält, ohne auch mal ganz gierig nach deiner Lust zu sein?
>

Bis hier hin: Überall JA!

>Diese Fragen sind natürlich sehr intim, und ich stelle sie dir nicht, damit du sie mir beantwortest, sondern nur, damit du sie dir stellen kannst. So kannst du einmal genau darauf achten, wie die erotische Spur zwischen euch eigentlich verläuft, auf welchen Ebenen ihr dabei kommunizieren könnt, welche ausgespart bleiben, und diese Erfahrung dann auch auf deine submissiven Leidenschaften übertragen. Zuletzt kannst du dich fragen, ob es nicht noch ganz andere Ebenen gibt, auf denen dein Mann auch deine Fantasien als lustbringend empfinden kann.
>

Ein sehr interessanter Gedankengang von geradezu unendliecher Tiefe!
Daran müsste ich erst noch eine Weile "knabbern". Kann ich also jetzt nichts zu sagen.

>Vielleicht ist das Problem ja nicht, dass ihm deine Wünsche zu „hart“ sind, sondern vielmehr, dass es auf einer ganz subtilen, intimen, zärtlichen, menschlichen Ebene hakt, die er in deinen Praktiken noch gar nicht vermutet hat? Die Ebene des Schenkens, und Gebens und Genießens des Anderen in seiner sinnlichen Lust. Gerade die allgemeinen Klischees gegenüber SM-lastigen Praktiken versperren vielen Menschen doch den Zugang zu dieser höchst zwischenmenschlichen Ebene.
>

Das mit dem "Schenken" hat er sehr wohl verinnerlicht.
Er hat mir zB. die Möglichkeit geschenkt, auch mal im eigenen Bett gefesselt (zu werden).

Das ging früher nur im Gästezimmer.

Dann toleriert er mittlerweile auch, wenn ich mal unbekleidet im Paterre bin. Früher reagierte er da mit einem tiefen Seufzer, ohne jedoch eine Bemerkung zu machen. Ganz neu ist ein ca. 30 cm langer Gerüsthaken, den er eigenhändig in die Seidentapete im Wohnzimmer gebohrt hat. Natürlich wurde der zuvor poliert und vergoldet. *grins*
Daran darf ich mich splitternackt(!) mit einer rostigen(!) Kette um die Taille festketten, wann immer ich will. (Solche groben Ketten sind von Anfang an mein Lieblingsfetisch gewesen.)

Er schiebt seinen Sessel dort hin und  wir plaudern...
Mitunter reicht er mir ein Glas Rotwein...

Jedenfalls hat nur er den Schlüssel, was mich allein schon in eine gewisse Erregung versetzt und er bestimmt, wann ich wieder frei komme.
Da ich darum aber niemals bitten würde, bin ich zuweilen etwas länger angekettet, als mir lieb ist. (Mädels müssen gelegntlich für kleine Mädels...)

Könnte alles auch daran liegen, weil er mein kleines Chambre séparée und damit meine zeitweilige Abwesenenheit akzeptieren mußte.

>Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass er ja prinzipiell offen für deine Wünsche ist, und schon etwas von dieser Ebene von dir vermittelt bekommen hat, würde ich das übrigens alles nicht schreiben. Nur, damit du nicht so darauf reagierst, dass du meinst das alles würde ich für Neu für euch halten!
>Um das nochmal zusammenzufassen:
>
>Ich sehe eine Möglichkeit, dass es euch beiden manchmal so schwer fällt, deine Wünsche genügend zu erfüllen, weil ihr darauf fixiert seid, dass er aus diesen Praktiken (fesseln etc. ) keine Lust ziehen kann. Ich spiele mit dem Gedanken, dass das Geheimnis darin liegt, dass es nicht darum geht, dass er auf Fesseln Lust haben müsste, um die nötige Motivation zu finden, sondern, dass es vielmehr darum ginge, dass er aus deiner Lust selbst einen Genuss ziehen kann, der ihn motiviert, ihn sozusagen „aktiv“ macht.
>

Er fesselt mich "aktiv" nur wenn Snooker ansteht und auch dann nicht immer. Einmal weil es mir Freude macht und zm Anderen, weil er dabei eine Zigarre raucht, was auch selten vorkommt und gewisserweise ein "heiliger Moment" ist. Die letzte Woche war übrigens ausgesprochen "fesselnd". :)

Ansonsten muß ich schon darum bitten.

>Das kann aus zwei Richtungen genährt werden:
>
>1. In deinem Fordern schwingt mehr ein „Ich will es erleben“, anstatt ein „Ich würde es so genießen“ mit.
>

Es ist BEIDES! Zunächt ein "Ach wie gerne würde ich..."
Wenn er aber dann, wie bei den "Teppichklopfübungen" hinter einen bereits "erarbeiteten" Standard zurückfällt, kommt da auch ein "Ich will", was letztlich uns beide frustet.

Aber er denkt dann schon nach und kommt mir an anderer Stelle (zB. Gerüsthaken) viel weiter entgegen, als ist es je erwarten würde.

>2. Ihm fällt es generell schwer, seiner Lust am Genießen eines Anderen freien Lauf zu lassen. (Das könnte dann vielleicht an Konfuzius liegen :-)) Und vielleicht auch daran, dass er in seinem Beruf sehr viel Verantwortung gegenüber Menschen übernehmen muss, was die Vorsicht, seinen Launen freien Lauf zu lassen ja auch gerechtfertigt, aber damit auch zu einer fest im Charakter verankerten Eigenschaft werden lässt.
<

Das trifft es genau! In Gesellschaft ist er absolut emotionslos und kontrolliert. Wenn wir alleine sind, ist das aber schon ganz anders.

>Jetzt tu mir einen Gefallen und schreib mir nicht wieder, dass bei euch ja alles toll ist, nachdem ich mir so Mühe mache, deinen an anderer Stelle ganz offensichtlichen Klagen ein paar Gedanken mitzugeben.

Sorry, es IST toll, und gemessen an früheren "Erfahrungen" definitiv der siebte Himmel.!

Dafür das unsere sexuelle Ausrichtung nicht völlig konguent ist, können wir ja schliesslich beide nichts. Aber in welcher Beziehung ist das auch so? Ein Haar findet sich immer in der Suppe und sei es auch nur ein Schamhaar. :))

>Es geht doch nicht darum, eine Partnerschaft gleich zu beurteilen. Wir alle kennen da Probleme und wissen im besten Fall selbst am besten, wie man damit umgehen könnte. Aber auch ich habe mir oft Rat geholt – oft auch schmerzlichen, oder komplizierten Rat. Ich finde meine Beziehung toll, WEIL ich weiss wieviel gemeinsame Arbeit darin steckt, und dass Veränderungen immer im Gange sind.
>

Ja, eine rein statische Beziehung wäre absolut grausam.

>Was du mit der Selbstverwirklichung über den Partner meinst, müsstest du genauer erklären, damit ich dazu etwas schreiben kann.
>

Aber genau DAS hast Du doch selbst schon zur Genüge getan und das sehr viel besser als ich das je könnte!
Wenn Du, wie Du schreibst, Deine Befriedigung (auch) aus der des Partners beziehst, ist das EXAKT das, was ich meinte. Wenn jeder nur auf seinen eigenen Vorteil, eigene Befriedigung, Genuss, Glück, etc. trachtet, KANN es gar keine tragfähige Beziehung geben.

>Jetzt erst mal ganz liebe Grüsse!
>
>nachtschatten
>
>P.S.: „Wehren gegen Fesseln“ passt als topic schon beinahe wieder, nur in einem ganz anderen Zusammenhang. ;-)

Tja, wir sind schon seeeehr weit vom Thema weg. War aber -wie immer- sehr schön, mit Dir zu plaudern.

Dir alle lieben Wünsche.
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 20.01.2011 17:51
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