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Re: @Tilly ...und natürlich alle, die noch mitlesen

geschrieben von nachtschatten  am 24.06.2010 um 17:47:42 - als Antwort auf: Re: @Tilly von Tilly
Hallo,

also leicht machst du es mir nicht! Vor allem sehe ich mich nicht in der Lage, einfach nicht mehr oder nur kurz zu antworten, nachdem du mir noch einmal so nettes feedback gegeben hast.


Also um das zuerst klar zu stellen: BDSM und Religion, das geht nicht! Ausser man gibt der Phantasie eine wesentliche Rolle im Religiösen Aspekt – aber wird da nicht in Wirklichkeit die Religion zu einem Aspekt der Phantasie?
Tja, da habe ich wieder mal fleißig gemixt, wirst du feststellen. :-)

Aber trotzdem meine Meinung: BDSM ist nicht schon an sich religiös. Aber es kann vielleicht ein Weg zur Selbsterfahrung sein, was dann eben einem Zugang zu spirituellen Erfahrungen den Weg bereiten könnte. Ich kam darauf, weil du von deinen Erfahrungen im „Kerker“ erzählt hast, und mir dabei eben einfach Parallelen aufgefallen sind. Der Rest war so als „brainstorming“ gedacht.

Also das erst nochmal als Orientierung „worüber wir eigentlich reden wollen.“ - also wodurch ich jedenfalls erst auf dieses Thema kam.

Was Jesus angeht, müssten wir uns jetzt allerdings eine gewaltige Erarbeitung gemeinsamer Grundlagen erlauben, um überhaupt einen Zugang zu dem zu finden, was man aus diesen Ideen auf weit „höherer“ Ebene noch machen könnte.
Zur Orientierung: Will man von einer Geschichte reden, oder von einem Mythos? Redet man von einem Mythos, könnte man von einer sinnbildhaften Erkenntnis des Leidens in der Welt an sich ausgehen. (das hat nichts mehr mit der dualistischen Interpretation der Überlieferung aus der institutionalisierten Kirche zu tun)
Das hat nun auch nichts mehr mit einer kleinen Wundershow eines übermächtigen Gottes zu tun, sondern mit einer Überwindung des Leids durch eine Seinserkenntnis.
Und hier mein erstes STOPP, weil das hier eben zu weit führt, genau zu erklären, wie ich das meine, und dann auch noch gemeinsam zu erarbeiten, ob das Sinn machen könnte.

Wir müssten dann nach getaner „Arbeit“ wieder zurückfinden zum Masochisten. Inwiefern geht es ihm um die Überwindung von Leid? So ein Quatsch (!) wird jeder sofort rufen, dem Masochisten geht es um Lust. Wenn wir aber jetzt wieder um die philosophische Ecke biegen, könnten wir der Einfachheit halber mit Freud beginnen, der meint, erkannt zu haben, dass Eros und Thanaotos die beiden Grundtriebe im Menschen sind, auf die sich alles zurückführen lässt. Was könnte es in diesem Zusammenhang bedeuten, dass Menschen Leid in Lust verwandeln? Was bedeutet es für das Wesen des Menschen an sich, dass er diese Fähigkeit besitzt, quasi die Dualität dieser beiden Erfahrungen verschmelzen zu lassen? Welche mögliche Erkenntnis kann ihm das bringen?.... und wieder STOPP.

...weil auch hier eine allzu schnelle Zusammenfassung der Gedanken zu schrecklichen Missverständnissen führt und daraus möglicherweisse auch herrührt, dass du meine Zusammenwürfe als ungreifbaren „Mix“ wahrnimmst (verständlich, und es zeigt ja, dass du eine Diskussionspartnerin bist, die es ernst meint und auch verstehen will, was man schreibt)

Hinzu kommt, dass ich ja selbst lediglich das Bedürfnis hätte, hier auf neue Ideen zu kommen, ohne ein fertiges Konstrukt anbieten zu können.

Um nochmal zu deinen Erfahrungen zurückzukommen: Was du beschreibst, sind Zustände, die in vielen Kulturen durch jahrelanges Meditationstraining und in harter Arbeit von Mönchen, Priestern etc.. gesucht werden. Fasten, Sinnesentzug, Überwindung des Zeitgefühls, Zentrierung usw...
Das fand ich faszinierend und deshalb habe ich mich dazu hinreißen lassen, diese Zusammenhänge anzusprechen.
Was ich aus „philosophischer“ Sicht daran beachtenswert fand, war eben, dass diese Mönche etc.. immer eher aus einem Gefühl der Weltabgewandheit, teilweise sogar Weltverachtung nach diesen Erfahrungen suchen. Du scheinst es aber eben auch, oder gerade in einer gewissen diesseitigen Freude  erleben zu wollen.
Und ich sehe hier das Element Lust als den wesentlichen verbindenden Faktor um den krankmachenden (das sage ich jetzt einfach mal so) Diesseits-Jenseits Dualismus in unserem Weltverständnis aufzuheben . Und hier mein drittes STOPP, weil ich hier beginne mehr zu ahnen, als wirklich zu verstehen, zu fühlen, statt zu wissen.

Aber ich würde dieser Ahnung gerne nachgehen, um sie besser zu verstehen. Und deshalb finde ich solche Diskussionen spannend. Da ich aber in meinem Freundes- und Bekanntenkreis keine weiteren sich mir gegenüber bekennenden BDSMer kenne, bleibt mir nichts, als meine Gedanken in einem Forum wie diesem auf die Probe zu stellen.

Aber ich habe da eben ein mulmiges Gefühl, weil ich denke, dass es vielleicht besser ist, über gute Knoten und das richtige Seil zu reden, weil man da weiss, worüber man spricht und auch bei dem bleibt, wofür dieses Forum gedacht ist. Ich fand halt nur, dass die „Software“ zu dem ganzen doch auch irgendwie spannend wäre, aber da kann man sich halt leicht Unmut zuziehen und hier lesen ja alle möglichen Leute mit.
Um zumindest meine Gedanken hier zu rechtfertigen, habe ich mich in jedem Abschnitt bemüht, irgendwie beim Thema des Forums zu bleiben. Deine mitunter witzigen Gedanken dazu gefallen mir aber über dieses Thema hinaus. Und hier mein letztes STOPP.


Danke noch für die Buchtipps. Ich habe momentan noch ca. einen Meter Bücher in meinem Regal, die ich unbedingt noch lesen möchte und einige, die ich unbedingt nochmal lesen möchte. Aber wenn ich irgendwann mal einen der Autoren zufällig in der Hand halte, werde ich an dich denken.

Sind meine Ansätze jetzt etwas besser verständlich, oder nur noch verwirrender?


auch nochmal ganz herzliche Grüsse!




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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 25.06.2010 06:29
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